Überblick über die Beschaffungsorganisation
Nachhaltiges Lieferantenmanagement bedeutet für den Zeppelin Konzern, Verantwortung zur Einhaltung der sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette zu übernehmen. Ein zentrales Beschaffungsthema ist die Definition von konzernweiten Maßstäben für die Auswahl, Beurteilung und Überwachung von Lieferanten und Lieferketten. Damit wird sichergestellt, dass die Lieferanten die Anforderungen hinsichtlich Qualität, Kosten, Zuverlässigkeit, Nachhaltigkeit und Wahrung der Menschenrechte erfüllen.
Die einzelnen Konzerngesellschaften verfügen über eigene Einkaufsorganisationen, die Materialien und Dienstleistungen für die jeweilige Gesellschaft und deren Standorte beschaffen bzw. die Rahmenbedingungen für eine dezentrale Beschaffung vorgeben. Die Einkaufsorganisationen der einzelnen Zeppelin Gesellschaften sind in einem internationalen Konzerneinkaufsteam vernetzt. Dieses Team identifiziert und koordiniert gemeinsame Beschaffungsthemen mit dem Ziel, einheitliche Einkaufsstandards für alle Konzerngesellschaften zu erarbeiten und gemeinsame Beschaffungsquellen sowie optimale Konditionen zu gewährleisten.
Neben der zentralen Betrachtung von definierten Warengruppen wird insbesondere auch das Thema Lieferantenmanagement mit den Aspekten Lieferantenauswahl, Lieferantenbewertung, Risikomanagement, Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette einheitlich für den Zeppelin Konzern gestaltet. An dem seit 2010 etablierten Lead-Buyer-Konzept1 wird festgehalten. Der „Lead Buyer“ ist für die zentrale Bearbeitung eines oder mehrerer Beschaffungsthemen verantwortlich. Unterstützt wird er dabei von einem „Co-Buyer“ aus einer weiteren Zeppelin Gesellschaft. Die Konzernrichtlinie „Einkauf“ gibt den Rahmen vor und regelt die Verantwortlichkeiten.
Als Stiftungsunternehmen ist für Zeppelin eine ökologische und sozial verantwortungsvolle Konzernführung eine Selbstverständlichkeit. Unser selbsterklärtes Ziel ist es, unser unternehmerisches Handeln sowie unsere Produkte und Dienstleistungen laufend im Sinne der Nachhaltigkeit zu optimieren. Diesen ganzheitlichen Ansatz erwarten wir auch von unseren Lieferanten und Dienstleistern. Aus diesem Grund hat Zeppelin einen Verhaltenskodex für Lieferanten initiiert. Diese Leitlinien, Grundsätze und Anforderungen gelten als Grundlage für eine gewinnbringende Zusammenarbeit. Er stellt die Grundlage für alle künftigen Lieferungen und Projekte dar. Die Vertragspartner verpflichten sich, die Grundsätze und Anforderungen des Verhaltenskodex zu erfüllen und ihre Unterauftragnehmer vorvertraglich zur Einhaltung der in dem Verhaltenskodex aufgeführten Standards und Regelungen zu verpflichten.
Beschreibung der Lieferkette
Das Einkaufsvolumen2 des Zeppelin Konzerns erhöhte sich im Jahr 2022 mit 2.584 Mio. Euro leicht im Vergleich zum Vorjahr (2021: 2.527 Mio. Euro). Rund die Hälfte des Einkaufvolumens entfällt dabei auf die Handelswarenbeschaffung des Geschäftspartners Caterpillar Inc., mit dem seit den 1950er-Jahren eine enge Geschäftsverbindung besteht. Der Handel mit und der Service an Caterpillar Produkten stellt einen wesentlichen Anteil an der Geschäftstätigkeit des Zeppelin Konzerns dar. Die Zeppelin Baumaschinen GmbH hat ihren Geschäftsschwerpunkt im Vertrieb und Service von Caterpillar Baumaschinen und Komponenten. Die Zeppelin Rental GmbH vermietet unter anderem Caterpillar Baumaschinen und Anbaugeräte. Die Zeppelin Power Systems GmbH entwickelt, vertreibt und serviciert unter anderem Antriebs- und Energiesysteme auf Basis von Caterpillar Motoren.
Das Einkaufsvolumen außerhalb der Handelsgeschäfte mit Caterpillar Inc. verteilt sich vorrangig auf Lieferanten, die im technischen Produktbereich angesiedelt sind. Die Zeppelin Rental GmbH beschafft unter anderem Baumaschinen, Fördertechnik, Baugeräte sowie Heiz- und Klimatechnik für die Maschinen- und Gerätevermietung. Darüber hinaus erstreckt sich die Beschaffung der Zeppelin Rental GmbH auf Materialien und Dienstleistungen für Baustelleinrichtung, Baustellen- und Verkehrssicherung, für Raum- und Sanitärsysteme sowie für die Baulogistik. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Materialien und Komponenten für die Herstellung von Misch- und Silosystemen bei der Zeppelin Systems GmbH sowie Komponenten und Werkleistungen für die Zeppelin Power Systems GmbH. Zudem entfällt ein relevanter Anteil des Beschaffungsvolumens auf Fahrzeuge für das Mietgeschäfts sowie für den eigenen Außendienst.
Ausgaben für den organisationseigenen Bedarf, vielfältige Dienstleistungen wie zum Beispiel die Energieversorgung, IT-Lösungen oder Beraterleistungen sind ebenfalls Teil der beschafften Lieferungen und Leistungen. Die Beschaffung durch die deutschen Gesellschaften findet mit Ausnahme von der Handelsbeziehung zu Caterpillar Inc. überwiegend auf nationalen bzw. westeuropäischen Märkten statt.
Lieferantenauswahl und -bewertung zur Überwachung und Sicherstellung unserer Anforderungen
Lieferanten, die einen relevanten Einfluss innerhalb der Lieferkette haben, werden vor Erstbeauftragung auf ihre Eignung hin überprüft. Diese Überprüfung erfolgt beispielsweise anhand von eingeholten Lieferantenselbstauskünften, Audits und Bonitätsprüfungen und ggf. weiteren Recherchen. Die Datenerhebung im Rahmen der Lieferantenselbstauskunft umfasst neben Fragen zu ökonomischer und produktionstechnischer Eignung auch Fragestellungen hinsichtlich zertifizierter Systeme zu Datenschutz, Energiemanagement, Umweltmanagement, Arbeitsschutz und Qualität. Zudem dient ein CSR-Fragebogen, der primär für strategisch relevante Lieferanten eingesetzt wird, zur Eignungsprüfung von Lieferanten hinsichtlich CSR-Standards.
Die Lieferanten werden in Abhängigkeit vom jährlichen Beschaffungsvolumen und nach erfolgter Lieferung bzw. Leistung auf die Erfüllungsgrade diverser Kriterien hin überprüft. Hierzu zählen beispielsweise Abweichungsquote, Preisgestaltung, Pünktlichkeit, Reklamationsquote, ökologische und gesellschaftliche Verantwortung sowie Innovationsfähigkeit. Die Lieferantenbewertung dient der laufenden Überwachung der Zusammenarbeit und zeigt Handlungsfelder für erforderliche Verbesserungen auf. Sie ist eins der wichtigsten Instrumente zur Verbesserung der Qualität und somit zur Optimierung von Material- und Prozesskosten.
Fortschritte im Bereich Lieferantenmanagement
Hauptziel der Beschaffungspolitik ist es, stabile und partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten zu entwickeln und zu erhalten, um die Anforderungen von internen wie externen Stakeholdern erfüllen zu können. Dies setzt voraus, dass die gewählten Lieferanten, die von Zeppelin gesetzten Anforderungen hinsichtlich Qualität, Termintreue, Preis, Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und Integrität erfüllen. Der Erfüllungsgrad wird im Rahmen von regelmäßig durchgeführten Lieferantenbewertungen überprüft und ausgebaut. Unter den Begriff „Nachhaltigkeit“ fallen ethische, gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Aspekte, die gleichrangig bewertet werden. Um den Status quo festzustellen und daraus erforderliche Maßnahmen ableiten zu können, führen die Gesellschaften regelmäßig die im nachfolgenden Abschnitt genannten Überprüfungen durch.
Neben der Erfüllung qualitativer Anforderungen erwartet Zeppelin von seinen Lieferanten die uneingeschränkte Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen sowie die Anerkennung und Einhaltung der im „Verhaltenskodex für Lieferanten“ verankerten Grundwerte. Dies wird in Rahmen- bzw. Projektverträgen fixiert.
- Festlegung einheitlicher Bewertungskriterien
- Regelmäßige (jährliche) Messung der Erfüllungsgrade hinsichtlich der gesetzten Kriterien
Nachhaltigkeit in der Lieferkette bedeutet für Zeppelin auch, dass die Versorgungssicherheit mit Material und Dienstleistungen, insbesondere für die Kunden von Zeppelin, gewährleistet wird. Daher werden alle Lieferanten unabhängig von der Größe des Einkaufsvolumens auf ihre Relevanz innerhalb der Lieferkette überprüft und strategische Lieferanten identifiziert. Diese Lieferanten werden in besonderem Maße auf ihre wirtschaftliche Stabilität hin überprüft.
- Ermittlung von möglichen Risiken insbesondere in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen
- Durchführung einer umsatzunabhängigen Risikoabschätzung
Die sich bisher am jährlichen Einkaufsvolumen orientierte Relevanzbewertung wurden von einer umsatzunabhängigen Risikoabschätzung abgelöst. Sofern Zeppelin substanzielle Kenntnis über Verstöße eines Lieferanten in den Bereichen Umwelt, Compliance oder Menschenrechte erlangt, erfolgt eine gesonderte Prüfung, um die Schwere des Verstoßes zu ermitteln und zu bewerten. Sollten keine zufriedenstellenden Abhilfemaßnahmen umgesetzt werden können, kann in letzter Konsequenz eine Beendigung der Geschäftsbeziehung erfolgen. Auch Verstöße gegen den Zeppelin Verhaltenskodex können zur Beendigung der Zusammenarbeit führen.Die oben beschriebene Risikoabschätzung wurde im Jahr 2022 konkretisiert und für alle Gesellschaften vereinheitlicht. Die Umsetzung erfolgt ab 2023. Das Vorgehen wurde in einer Konzernrichtlinie festgehalten. Besonderes Augenmerk ist auf die Umsetzung des 2021 verabschiedeten Lieferkettensorgfaltspflichtegesetz der Bundesrepublik Deutschland gerichtet. Nach der Erstellung einer Übersicht der Beschaffungsprozesse und der unmittelbaren Zulieferer wird darauf aufbauend eine erste abstrakte Betrachtung von branchenspezifischen (bestimmte Warengruppen, Branchen etc.) und länderspezifischen (Standort des Lieferanten) Risiken erstellt. In einem zweiten Schritt erfolgen Bewertung und Priorisierung der identifizierten Risiken. Anhand der Kriterien wie den eigenen Einflussmöglichkeiten, dem Gefahrenpotenzial, eigener Verursachung und Verursachung des Lieferanten erfolgt anschließend eine Gesamtbewertung der Risiken nach geringer, mittlerer und hoher Priorität.
Maßnahmen zur Intensivierung des nachhaltigen Lieferantenmanagements
Um die Prozesse zur Lieferantenbewertung und -kontrolle zu intensivieren und den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu entsprechen, wurde im Jahr 2022 ein Korrekturmaßnahmenplan erstellt. Die dort erarbeiteten Maßnahmen sollen 2023 ausgerollt werden. So wurde ein neues Vorgehen zur Lieferantenprüfung erarbeitet, das auch Verantwortlichkeiten festlegt. Darüber hinaus wurde eine Verfahrensanweisung zu Präventions- und Abhilfemaßnahmen in der Lieferkette erstellt, die Checklisten bzw. Maßnahmenpläne für eine Lieferantenauditierung (vor Ort) beinhaltet. Das künftige Vorgehen wird dementsprechend im nächsten Nachhaltigkeitsbericht genauer beschrieben.
1 Die folgenden Gesellschaften haben sich auf das Lead Buyer Concept verständigt: Zeppelin GmbH, Zeppelin Baumaschinen GmbH, Zeppelin Rental GmbH, Zeppelin Power Systems GmbH, Zeppelin Systems GmbH. Die Zeppelin Österreich GmbH und die Zeppelin CZ s.r.o. inklusive deren Tochtergesellschaften wirken am Lead Buyer Concept mit und realisieren so weit wie möglich die hieraus entstehenden Beschaffungsvorteile und Konzernsynergien.
2 Dies umfasst den in den Umsatzkosten enthaltenen Materialaufwand